Selfpublishing vs. Verlag

Unlängst habe ich ja bekannt gegeben, dass ich mich mit einigen Projekten aus dem Selfpublishing zurückziehe und sie stattdessen in die kompetenten Hände von Verlagen gebe. Ein Schritt, der sich durch ein paar glückliche Fügungen ergeben hat, der aber für mich auch durchaus notwendig war. Hier ein kleiner Einblick in meine Gründe, und warum ich dennoch das Selfpublishing nicht aufgeben werde.

Eine kleine Anmerkung vorweg: Das wird kein Vergleich zwischen Selfpublishing und dem Verlagswesen an sich. Es sind meine persönlichen Überlegungen, auf meine persönliche Situation gemünzt.

Wer anerkannt werden will, muss in einem Verlag veröffentlichen

Trotz aller Professionalisierung des Selfpublishings gilt für viele immer noch: Wer sein Buch selbst veröffentlichen “muss”, ist eben zu schlecht, um verlegt zu werden. Dass das nicht der Wahrheit entspricht, beweisen die unzähligen Bestseller-Autoren, die mit ihren Selfpublishing-Titeln das geschafft haben, wovon viele Verlagsautoren noch träumen, nämlich ganz von ihrer Schreibtätigkeit leben zu können.

Nichtsdestotrotz steht einem dieses Klischee immer im Weg, denn letztendlich: Wie soll irgendjemand wissen, dass man zu dem Teil der Selfpublisher gehört, der alles tut, um Verlagsqualität abzuliefern, und nicht zu dem verrufenen Teil, der Texte einfach voller Rechtschreibfehler und dafür ohne Stil und Handlung hochlädt? Richtig, gar nicht. Den Beweis muss man erst mal bringen. Meist folgt dann direkt die nächste Frage: “Und wie viel verkaufst du davon?”

Wer Bücher verkaufen will, muss sich selbst verkaufen können

Ein Grund, weshalb ich niemals selbständig werden wollte (schon als Grafikerin nicht), ist die Kundenakquise. Ich bin wahnsinnig schlecht darin, Leute anzusprechen oder sie von meinem Produkt bzw. mir selbst zu überzeugen. Ich schalte Werbungen, ich knüpfe Kontakte … Aber ich werde nie zum Marketing-Ass werden und meine Bücher zu Bestsellern pushen. Ich bin schon mega stolz darauf, dass ich nicht mehr ganz verschämt sagen muss: “Was ich mache? Naja, ich schreibe halt so … Zeugs … und so.”

Wenn ich lese, was andere Selfpublisher mit ihren Büchern verdienen, bleibt mir die Spucke weg. Ich gebe unumwunden zu: Mein Monatsumsatz aus den Selfpublishing-Titeln bewegte sich oft genug im zweistelligen Bereich. Im Unteren. Kurz: Es gibt einige Autoren, die vom Selfpublishing leben können. Ich nicht.

Das liebe Geld

Ganz allgemein sind die Finanzen kein unerheblicher Aspekt. Ich bin in der Situation, zu 100% vom Schreiben leben zu können/dürfen/müssen. Das heißt für mich: Kommt kein Geld, endet das Schreiben. Bisher habe ich das Manko aus dem Selfpublishing hauptsächlich durch Auftragsarbeiten wie bspw. Heftromane ausgeglichen. Deshalb musste ich auch viele eigene Projekte nach hinten schieben – man muss ja schließlich seine Miete zahlen können.

Tatsache ist, Selfpublishing ist immer ein Risiko. Der Autor trägt die Kosten (Gestaltung, Lektorat, Werbung, Druck …), ohne zu wissen, ob er das Geld je wieder einnehmen wird. Ein neues Buch bedeutet somit erstmal ein dickes Minus am Konto, und da ist noch keine einzige Arbeitsstunde des Autors eingerechnet. Im Gegensatz dazu tragen Verlage nicht nur die Kosten und das Risiko, meist bekommt man schon bei Vertragsabschluss bzw. bei Manuskriptabgabe ein Garantiehonorar, einen Vorschuss auf die Tantiemen. Man hat also keine Kosten und bekommt sogar seine Arbeitszeit bezahlt! Aus dem Minus wird somit ein Plus. Yay! Und da der Verlag schon so viel Geld für mich ausgegeben hat, wird er garantiert versuchen, das Buch so oft wie möglich zu verkaufen, wodurch viel mehr Leute mein Buch lesen werden. Doppelyay!

Wofür der Verlag da ist

Das mag jetzt berechnend klingen, aber ein wesentlicher Punkt für meine Verlagssuche war die Überlegung, was mir der Verlag zu bieten hat. Vorwiegend nämlich das, was mir fehlt: Reichweite, eine breite Leserschaft, Vertretung auf der Messe, einen Platz im Buchhandel. Dinge, die ich alleine nicht oder nur unter sehr großem Aufwand bewerkstelligen kann.

Dazu kommen all die Dinge, die neben dem Schreiben so viel Zeit fressen: Organisation, Entscheidungen, Verhandlungen, Produktion. Gestalte ich das Cover selbst oder gebe ich es in Auftrag? Bei wem, und wie viel kann ich dafür ausgeben? Welcher Lektor? Welches Produktionsformat? Welche Auflage? Der Kontakt zum Vertrieb. Werbeaktionen. Budget. All das, worüber ich mir bisher selbst den Kopf zerbrechen musste, entscheidet nun jemand anderer. Fällt es mir leicht, all diese Entscheidungen abzugeben? Nein. Erspart es mir viel Zeit und Nerven? Allerdings.

Wieso ich dennoch beim Selfpublishing bleibe

Selfpublishing bietet viele Möglichkeiten, für die Verlage einfach nicht aufgestellt sind. Man kann experimentieren, sich ausprobieren. Vor allem aber ist dieser Bereich viel schnelllebiger. Buch ist fertig? Hochladen! Im Verlagswesen, wo das Programm ja meist auf Frühjahr und Herbst ausgelegt ist, kann es vom fertigen Manuskript bis zur Veröffentlichung schon mal ein bis zwei Jahre dauern.

Entsprechend werden meine “Zwischenprojekte” definitiv Kandidaten fürs Selfpublishing sein. Neue Genres, kurze Novellen, Experimentelles … Wir werden sehen. An Ideen mangelt es mir ja nicht, und durch die Umstellung bleibt mir hoffentlich bald auch mehr Zeit, sie umzusetzen.

Fazit

Letzten Endes war in meinem Fall die Zusage an die Verlage eine sehr einfache Entscheidung, die ich mit viel Jubel (und Sekt) getroffen habe. Ich möchte mehr Zeit zum Schreiben, mehr Leser erreichen und keinen finanziellen Ruin. All das können mir die Verlage zwar nicht garantieren – aber sie bieten mir zumindest eine bessere Chance darauf, als ich sie auf mich allein gestellt hätte. Für mich persönlich ist der Weg als Hybridautorin (soweit ich das bisher absehen kann) der Beste.

Auch wenn ich mich erst noch mit dem Gedanken anfreunden muss, dass ich nicht mehr überall meine Finger mit im Spiel haben werde.