Schreiben kann ein sehr einsames Hobby sein, dabei sind Schreiberlinge im Grunde sehr gesellige Menschen, die regen Kontakt zu ihresgleichen schätzen. Vor allem aber ist es schwierig, sich im Alleingang wirklich weiterzuentwickeln, und auch wenn niemand es gerne hört: Dazulernen kann und sollte man immer wollen!
Kurz und gut, vom 19. bis 25. Oktober 2014 war ich zusammen mit 10 anderen Schreibwilligen im Seminar von Michael Marcus Thurner, das dieser treffenderweise als “Schreibcamp” tituliert. Eine anstrengende Woche, die ich in keinster Weise bereue!
Schreibratgeber in Buchform gibt es en masse, daraus die guten auszufiltern ist nicht immer leicht. Aber selbst die besten Bücher zeigen einem die eigenen Schwächen nicht auf oder erklären einem, was man falsch verstanden hat und entsprechend einfach nicht richtig umsetzen konnte. Hier haben aktive Schreibseminare mit erfahrenen Kursleitern einfach einen unleugbaren Vorteil. In unserem Fall wurde aber die Gruppe außerdem durch die Erzählungen und Beiträge einiger Teilnehmer bereichert, die ebenfalls im Schreibgeschäft tätig sind, wenn auch in anderen Bereichen.
Kurz und knapp lässt sich die vergangene Woche mit folgenden Worten beschreiben: Wenig Schlaf (ich glaube im Durchschnitt waren wir bei 5 Stunden pro Nacht), viele produktive Stunden des Zuhörens, Schreibens und Korrigierens, sehr nette Gesellschaft, jede Menge gute Ideen und viel Essen (sehr viel!). Auch für Katzengesellschaft ist gesorgt, damit man nichts vermissen muss.
Es war wirklich sehr spannend, einmal vor Augen geführt zu bekommen, wie die eigenen Texte auf andere wirken und weshalb, und dann zu lernen, was man dagegen tun kann. Interessanterweise hatten viele von uns ähnliche Probleme, sie fallen einem bei anderen nur viel mehr auf! Aber ich hoffe doch, dass mein Blick auch nach der Rückkehr in die eigene Welt weiterhin offen bleibt für die Stolpersteine auf dem Schreibweg.
Und weil ich weiß, dass ihr neugierigen Leser sonst keine Ruhe gebt, hier meine Schwachpunkte, auf die ich vermehrt Rücksicht nehmen werde in Zukunft:
- Konfliktpotential nutzen – wenn man zwei Leute einander an die Gurgel schicken kann, dann tut man das gefälligst auch!
- Zelebrieren – nach dem erfolgreichen Konflikt muss auch das emotionale Drumrum voll ausgeschöpft werden.
- Manchmal hilft es, Szenen nachzuspielen, um sie auf Logik zu testen. Oder einfach, weil es lustig ist.
- Augen blitzen nicht, Menschen röcheln, knurren und zischen nicht. Schade.
- Aktiv ist besser als passiv – entsprechend sind Rückblenden und elendslange Nabelschau (geniales Wort übrigens) im Zaum zu halten.
- Sprich mit deinen Charakteren. Und pass auf, dass sie dir dabei nichts antun.
- Logik, Logik, Logik!
Falls ich noch etwas vergessen habe, werde ich sicher darauf hingewiesen.
Toll fand ich auch die Übungen abseits der eigenen Texte. In einem sehr knappen Zeitrahmen eine bestimmte Menge zu einem vorgegebenen Thema zu schreiben war mir neu und ist gar nicht immer so leicht gefallen. Aber wenn man sich drauf einlässt, geht das auch bei Themen, die einem eigentlich gar nicht liegen. Eine solche Übung ergab beispielsweise diese Geschichte: Ungustl
Jedenfalls war es eine tolle, inspirierende, arbeitsintensive, gesellige und lehrreiche Woche, die sich hoffentlich nächstes Jahr wiederholen wird – bis dahin dann mit neuen Fehlern. Und was ich so gehört habe, bin ich auch froh, dass dieses Schreibcamp meine erste Erfahrung mit Schreibseminaren war, denn hier gab es absolut kein Konkurrenzdenken und keine ungute Stimmung. Fragen wurden offen und ehrlich beantwortet, jeder hat sich wohl gefühlt und durfte aus sich herausgehen, sowohl beim Schreiben als auch in der “Freizeit” am Abend.