Hallo ihr Lieben! Der letzte Blog-Eintrag ist jetzt schon ein Weilchen her. Im Moment ist vieles bei mir im Umbruch, und das fordert sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit meinerseits. Aber ich habe euch natürlich nicht vergessen, und darum gibt’s heute einen kleinen Blick hinter die Kulissen – denn genau dort treibe ich mich zurzeit herum.
Hinter jeder guten Geschichte verbirgt sich eine gute Idee, glaubwürdige Charaktere, eine spannende Erzählweise – und ausreichende Recherche. Damit meine ich nicht nur das Wälzen von Lexika. Das Zusammentragen von Fakten ist in der Zeit von Internet, Wikipedia und Google-Diensten zum Kinderspiel geworden. Ob StreetView, Translate oder eine einfache Bildersuche – das Autorenherz weiß, welche hilfreichen Schätze es hier findet. Aber eines kann das Internet nicht vermitteln: das Gefühl.
Am besten kann man Dinge schildern, die man selbst kennt. Keine Website und kein Sachbuch wird je beschreiben können, wie es sich anfühlt, bei minus dreißig Grad durch kniehohen Schnee zu stapfen, zwischen den höchsten Wolkenkratzern der Welt in den Himmel zu schauen, das Brennen eines Muskelkaters zu spüren, das Lächeln eines geliebten Menschen an der eigenen Wange zu fühlen. Jede Erfahrung, die man in einen Text einbauen kann, verleiht diesem Tiefe, Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit. Selbst wenn man glaubt, schon alles zu kennen: Jede neue Begegnung damit kann das Augenmerk auf kleine Details lenken, die unbedingt in eine Geschichte eingebaut werden möchten. Deshalb gibt es außer schreiben, schreiben und noch mal schreiben vor allem eines, das ein Autor tun sollte: leben. Reisen, Erfahrungen sammeln, der Welt und den Menschen darin mit aller Offenheit begegnen und die Erfahrungen aufsaugen wie ein Schwamm.
So verbringe ich meine rare Schreibfreizeit im Moment damit, Burgen und andere Inspirationsquellen zu besuchen. Gerade in Europa sind wir in der glücklichen Lage, auf sehr geschichtsträchtigem Land zu leben. Da hat es wohl ein bisschen für Verwirrung gesorgt, dass ich mir gerade die unechten Kulissen ausgesucht habe, wie unlängst bei einem Besuch auf Burg Kreuzenstein. Aber ich kann versichern: Diese Ausflüge haben sich sehr gelohnt. Voll mit Ideen und kleinen, feinen Details im Kopf ist es zurück an den Schreibtisch gegangen. Eine gute Recherche ist nie vergebens, auch dann nicht, wenn man nur die Hälfte davon im Text unterbringt.
Erst heute habe ich gelesen: Ein Roman ist kein Gesamtwerk – es ist ein Best Of. Man muss nicht alles hineinpferchen, was man zu sagen hat. Aber je mehr man zu sagen hat, desto größer ist die Auswahl, aus der man sein Best Of zusammenstellen kann. Aber Achtung: Man kann sich beziehungsweise den Text natürlich auch zu Tode recherchieren. Die Recherche ist nur Teil des Gerippes, ebenso wie der Wortschatz und die Technik. Das Fleisch ist die Geschichte, und die kommt nur durch eines zustande: durch Schreiben.
In diesem Sinne: Fröhliches und inspirierendes Recherchieren!