Die Berufsrisiken des Autors (Teil 1)

Nun hat man also das Interesse am Schreiben entdeckt, vielleicht schon das ein oder andere gute Feedback bekommen und beschließt: Man will mehr davon! Dann ran an die Tasten, es zahlt sich aus! Man sollte nur gewarnt sein: Das Leben als Autor ist spannend, aufregend … und anstrengend.

Glaubt man Hollywood, scheint es den beruflichen Schreibern ja richtig gut zu gehen. Einen Bestseller verkaufen und man hat ausgesorgt, danach kann man sich frei nach Schriftsteller-Klischee besaufen bis die nächste Bestselleridee hereinschneit. Wir alle wissen (hoffentlich!), dass das Fernsehen lügt. Aber es gibt ein paar Dinge, auf die man dennoch vorbereitet sein sollte, wenn man sich entscheidet, dem Schreiben mehr Raum im eigenen Leben zu gönnen. Die Berufsrisiken des Autors sozusagen.

Du wirst kein Millionär werden

Zuerst sollte man sich von altbekannten Klischees befreien. Viele Autoren leben alleine vom Schreiben, manche besser, manche schlechter. Aber all diese Leute arbeiten hart dafür. Ein einziges Buch zu schreiben und dann von den Tantiemen und Vermarktungsgebühren zu leben, ist gerade im deutschsprachigen Raum eher unwahrscheinlich.

Im Normalfall sieht die Realität eher so aus: Man schreibt, viel. Die meisten Schreiber beginnen mit Kurzgeschichten (häufig, nachdem sie merken, dass sie sich an ihrem ersten Romanversuch übernommen haben). Die sendet man an Zeitschriften, Kleinverlage, Wettbewerbe … Und sammelt Absagen. Oder bekommt eine Zusage, dass man gedruckt wird, aber kein Honorar. Das ist ok, denn hinter vielen Zeitschriften und Kleinverlagen stehen oft nur ein, zwei Leute, die das Ganze aus eigener Tasche finanzieren und so ihren Teil zur Bereicherung des Literaturgemenges beitragen. Und was bekommt der Autor dafür? Erfahrung.

Die Erfahrung, mit Lektoren, Redakteuren und Verlegern zusammenzuarbeiten (oftmals alles in einer Person). Die Erfahrung, was gut oder schlecht an einem Text ist. Und nicht zuletzt: einen Punkt auf ihrer Veröffentlichungsliste (was toll ist, sobald man seinen Autorenlebenslauf zusammenstoppeln soll). In letzter Zeit wurde ich einige Male gefragt, wie ich zu meinen Preisen und Anthologie-Veröffentlichungen gekommen bin. Ganz einfach: Ich habe mich beworben, wo es gegangen ist. Oft habe ich nichts gewonnen. Manchmal habe ich gewonnen, aber die Sache kam nie zustande. Ich weiß, dass es entmutigend ist, Zeit für etwas zu investieren, das man anschließend quasi “verschenkt”, weil man nie Geld sieht, und manche Verlage suchen gezielt nach jungen Autoren, damit sie ihnen nichts zahlen müssen, obwohl sie könnten. Doch in einer fairen Umgebung profitieren immer beide Seiten davon. Und wenn es nur durch Erfahrung ist. Mittlerweile schicke ich mein Geschreibsel gezielter los. Auch das ist ein Erfahrungsprozess – zu lernen, was einem hilft und was nicht.

Ein kleiner Schwank aus dem privaten Bereich dazu: Als ich meine Schwiegermutter nach dem Rezept für ihr Sarma gefragt habe (falls das jemand nicht kennt, das ist ähnlich wie gefüllte Paprika, nur mit Sauerkraut außen rum), endete ihre Aufzählung der Zutaten mit den ermutigenden Worten: “Und dann kochst du das Ganze drei Stunden. Du darfst dich nicht wundern, wenn du es das erste Mal kochst. Es wird furchtbar sein und du wirst es wegschmeissen.” Bis heute steht mir mein erstes Mal Sarma-Kochen immer noch bevor. Aber die Lektion daraus: Ohne ein erstes Mal, bei dem man das Endprodukt wegwirft, wird es nie ein zweites Mal geben, bei dem es klappt. Man macht es nicht umsonst, sondern für die Erfahrung. Damit man es irgendwann richtig kann.

Denn irgendwann wird man dafür bezahlt, auch wenn es vermutlich keine Million sein wird. Aber wie gesagt, man kann durchaus vom Schreiben leben. Vermutlich nicht von Anfang an, aber es geht – mit harter Arbeit, Geduld und dem Willen, nicht aufzugeben. 

Du wirst die Bedeutung des Wortes “Wochenende” vergessen

Schreiben ist Arbeit. Für viele Autoren anstrengende Arbeit, nicht umsonst sind sie Meister des Prokrastinierens. Aber sie macht auch Spaß, und wenn ein echter Autor einmal “Blut geleckt” hat, kann er einfach nicht nicht schreiben. Und wenn er damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen hat, kommt da noch das gefürchtete D-Wort hinzu: Deadline.

Wenn die Deadline winkt, wird täglich geschrieben. Urlaub und Wochenende werden zu “da hab ich mehr Zeit zum Schreiben”-Tagen umfunktioniert, gerade wenn man nebenbei noch einem Brotjob nachgeht. Auch für diejenigen, die (noch) ohne Termindruck schreiben, ist es ratsam, eine tägliche Quote oder andere Meilensteine (bis XX muss ich YY geschafft haben) festzulegen. So kommt man nicht aus der Geschichte raus und man lässt der schlechten Angewohnheit keine Chance, aus der Ausnahme (nur heute nicht, morgen bin ich wieder fleißig, ganz wirklich!) eine Regel zu machen.

Leider haben Außenstehende dafür nicht immer Verständnis. Man hat doch eh frei und sitzt nur daheim herum, wieso kann man dann nicht … (Aufgabe nach Wahl einfügen)? Nur weil man dafür nicht in einem Büro sitzt, heißt das jedoch nicht, dass man keiner Arbeit nachgeht. Im Gegenteil, rechnet man alles zusammen, kommt man auf weit mehr Stunden als ein normaler Angestellter. Es ist schwer, das begreiflich zu machen, aber: Wenn ein Autor in die Luft starrt, entwirft er einen Plot. Wenn er merkwürdiges Zeug googelt, recherchiert er. Wenn er scheinbar sinnloses Zeug auf Facebook und Co postet, pflegt er den Kontakt zu seinen Lesern. Mag sein, dass er all das nur tut, um nicht schreiben zu müssen … Aber all das gehört eben auch zum Autorendasein dazu und ist wichtig, um Bücher zu schreiben und Geld zu verdienen.

Und letztendlich lässt sich weder eine Deadline auf Dauer vermeiden noch der Drang, schnell noch diese eine winzig kleine Szene fertig zu schreiben, solange man sie frisch im Kopf hat. Ich habe durchaus Arbeitstage, an denen ich um 6.20 Uhr morgens aufstehe, ins Büro fahre, abends nach Hause komme und bis 10 oder 11 Uhr nachts meine Quote erfülle oder Korrekturen betreibe. Aber: Sein gedrucktes Werk letztendlich in Händen zu halten, ist das alles wert. Jede müde Minute davon.

 

So, und weil das jetzt doch schon recht lang geworden ist, gibt’s das weitere Berufsrisiken beim nächste Mal!

  • Du wirst Bücher nie wieder mit denselben Augen sehen
  • Du wirst deine Freunde vergraulen
  • Du wirst beim Gedanken an eine Bikini-Figur verzweifeln