In weniger als einer Woche, genauer gesagt am 25. August, erscheint mein neuer Perry Rhodan NEO Roman. Er trägt die Nummer 155 und den Titel “Der Andromeda-Basar”. Mein sechster Heftroman und der dritte für diese Serie – für mich Grund genug, mich einmal näher mit der Frage zu beschäftigen, die mir seit meinem ersten solchen Roman immer wieder begegnet ist: Was ist eigentlich ein Heftroman?
Die kurze Erklärung
Heftromane sind die dünnen Heftchen, die wöchentlich oder zweiwöchentlich am Kiosk/in der Trafik zu finden sind. Die Serien erzählen Geschichten, die mal mehr, mal weniger zusammenhängen, und das in den Genres Science Fiction (Perry Rhodan, Maddrax), Horror (John Sinclair, Professor Zamorra), Krimi (Jerry Cotton), Western und Liebesromane (keine Ahnung, wie sie alle heißen). Ich gebe zu, die drei letzteren habe ich noch nicht getestet.
Diese Handlung kann in Staffeln oder Zyklen aufgeteilt sein, Einstieg jederzeit möglich, nach ein paar Heften hat man alle wichtigen Figuren kennengelernt und weiß, worum es geht. Und wer nachlesen will, findet die Bände als Ebooks bei allen gängigen Händlern oder in Sammelbänden im Buchhandel.
In Zeiten von Netflix und Amazon Prime Serien sollte dieses Konzept eigentlich jedem bekannt sein. Trotzdem bekam ich auch schon die Frage, warum man denn nicht einfach ein dickes Buch draus macht. Kann man natürlich machen. Man könnte auch aus Game of Thrones oder Gute Zeiten, schlechte Zeiten statt einer Serie einen Spielfilm machen. Der wäre dann halt arg verknappt und ziemlich langweilig. Außerdem bliebe die Freude auf die nächste Folge aus – wer stirbt, wer ist schwanger, wer hatte mit wem … eine Raumschlacht?
Heftromane sind etwas für den (un-)regelmäßigen Genuss zwischendurch. Das macht sie nicht automatisch zu Schundheften, so wie gute Serien so manchen Hollywood-Blockbuster an Idee, Technik und Budget übertreffen. Wobei der literarische Anspruch je nach Serie und Autor sehr unterschiedlich ausfallen kann. Was uns zum nächsten Punkt bringt.
Wie entstehen Heftromane?
Prinzipiell arbeitet an einer Serie immer ein ganzes Team an Autoren. Ich würde mal sagen, bei den Serien, die ich kenne, sind es über den Daumen gepeilt jeweils so um die zehn Autoren, die Hefte schreiben. In manchen Serien kommt dazu noch ein Team an Exposéautoren (die Expokraten), die die grobe Handlung entwerfen, darüber steht die Redaktion, die alles absegnet und am Laufen hält.
Gerade bei Serien, deren Handlung sehr eng zusammenhängt (bleiben wir beim Game of Thrones-Beispiel) sind die Exposés und die genaue Absprache aller Beteiligten essenziell. Andere, in denen jede Woche ein neues, eigenständiges Abenteuer beschrieben wird (à la Tatort), erlauben schon mal mehr Eigenständigkeit.
Wer wissen will, wie es sich anfühlt, so einen Heftroman zu schreiben, kann hier meinem werten Kollegen Michael M. Thurner virtuell über die Schulter lesen – in 16 Beiträgen hat er Freud und Leid des Entstehungsprozesses niedergeschrieben.
Warum schreibt man überhaupt Heftromane?
Jetzt könnte ich natürlich sagen: weil man bezahlt wird. Immerhin ist das als Autor nicht soooo selbstverständlich, wenn man keinen großen Verlag für seine Bücher findet.
Tatsächlich macht es aber einfach Spaß, in den Universen zu schreiben, die man sonst nur lesen kann. Ich habe den Geisterjäger durch ein Irrenhaus gejagt, mit Perry Rhodan die Erde evakuiert und eine neue Galaxie erkundet. Sozusagen offizielle Fanfiction. Kann nicht jeder von sich sagen.
Außerdem ist es manchmal ganz (ent-)spannend, fremde Geschichten zu erzählen, ein Teil in einem großen Ganzen zu sein und plötzlich ganz viele Kollegen zu haben, mit denen man sich nicht nur über das Schreiben an sich austauschen kann, sondern auch über die Geschichte, an der man gemeinsam schreibt. Es ist anstrengende Arbeit – wenn die Deadline dräut und man mehr schreiben muss, als man eigentlich kann, sogar schrecklich anstrengend. Aber sie bringt auch sehr viel Erfahrung und Bestätigung.
Wie kommt man zum Heftroman?
Als Leser ist das leicht: Man sieht ein Heft oder Ebook, das einen anspricht, nimmt es mit, schmökert darin und will wissen, wie es weitergeht (ähnlich wie dem Reinzappen in eine Folge im Fernsehen).
Als Autor würde ich sagen: nicht so wie ich, haha. Ich bin da wohl ein bisschen hineingestolpert. Der traditionelle Weg ist meistens: Serie lesen, Serie kennen, für Fanmagazine schreiben (bei Perry Rhodan wäre das die SOL), Einsteigergeschichten schreiben (ebenfalls bei Perry Rhodan erscheinen in regelmäßigen Abständen Geschichten über das Raumschiff STELLARIS in den Heftromanen). Wenn man sich gut schlägt und Bedarf besteht, kann man so aufrücken.
Kein guter Weg ist, einen Autoren anzuquatschen mit “Ich schreibe auch, ich schick dir mal was, kannst du mich im Team unterbringen?” Das kommt dann eher nicht so gut.