… gab es zwar nicht bei Vindragona, aber eine gewisse Tendenz gab es dennoch. Sowohl von Seiten der Schreibkollegen als auch von Seiten der Leser. Und natürlich fällt einem im Nachhinein immer noch so Vieles ein, das man vergessen hat, zu sagen, zu erklären, … Aber wofür gibt es einen Blog!
Die Frage der Schreiber war recht einfach zu beantworten: Welche Tipps kannst du geben? Tipps gibt es in der Tat ja immer viele, dieser Blog hält hoffe ich einige bereit. Aber ohne die Texte der Fragenden zu kennen, gibt es eigentlich nur eine Antwort – schreiben, schreiben, schreiben. Und nicht aufhören damit. Wichtig vor allem: Fertigschreiben.
Wie Neil Gaiman so schön sagt: “Most people can start a short story or a novel. If you’re a writer, you can finish them.” Es gibt keinen Grund, angefangene Projekte nicht fertigzustellen. Ihr findet sie nicht gut? Macht sie besser. Ihr wisst nicht weiter? Sucht einen anderen Ansatzpunkt, oft muss man nur einen Schritt zurücktreten und das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Unlängst habe ich auch von einem Schreibkollegen erfahren, der meinte, er hat viele Projekte am Laufen, aber wenn er zu dem Punkt kommt, zu den er beim Schreiben hinwollte, verliert er die Lust. Er fängt etwas anderes an und wartet darauf, dass die Laune zurückkommt. Ich fürchte, je länger man halbfertige Projekte herumliegen lässt, desto geringer ist die Chance, dass man sie wieder angreift. Und umso schwieriger ist es auch, wieder einzusteigen und die Geschichte im selben Stil weiterzuführen, wie sie begonnen wurde. Ich bin einige Male bei Herz des Winters ins Stocken gekommen. Das Ergebnis: Jedes Mal musste der gesamte “alte” Teil überarbeitet werden. Es ist weitaus leichter, einfach dranzubleiben.
Und wenn die Lust wirklich flöten geht, sollte man sich fragen: Warum? Verliert dann nicht auch der Leser das Interesse? Ein Fehler, den ich oft bei Roman-Neulingen beobachte (auch meine eigenen ersten Versuche sind daran gescheitert) ist der Ansatz: HeldIn muss XY erreichen (das magische Schwert erhalten, eine Prüfung bestehen, etwas finden, etc.) und erlebt dann ganz viele Abenteuer. Kommt euch bekannt vor? Meistens hat man bis zur Hürde alles schön im Kopf, und die vielen Abenteuer … Tja, über die macht man sich dann Gedanken, wenn man soweit ist.
Natürlich steht man dann vor einem großen Fragezeichen, sobald man die Hürde überwunden hat. Das, was man beschreiben wollte, ist zu Papier gebracht. Etwas anderes drängt nicht auf Knopfdruck nach. Warum sollte der Leser dann weiterlesen wollen? Die Antwort: Will er nicht, braucht er auch nicht. In den meisten Fällen wäre das Erreichen des von Anfang gesetzten Ziels nämlich das Ende der Geschichte, die vielen Abenteuer danach interessieren niemanden. Die Bestseller der Buch- und Filmindustrie zeigen es vor – man stelle sich nur Indiana Jones vor, der die Bundeslade schon zu Beginn des Films findet und dann den Rest der Zeit damit durch die Welt tuckert und Abenteuer erlebt. Gähn. Ein einzelnes, spezielles Abenteuer dagegen … Das wäre etwas für eine Fortsetzung.
Die Frage der Leser hingegen hat mich überrascht, und ich habe sie nicht nur bei meiner eigenen Lesung zu hören bekommen: Welche Fantasy liest du? Ich denke ich verstehe die Grundgedanken dahinter: Einerseits die Vermutung, dass es Inspirationsquellen sind, andererseits sind wir schon durch Medien und nicht zuletzt Aufkleber auf CDs und Büchern darauf getrimmt, nach dem Muster von “gefällt dir X, dann gefällt dir auch Y” Ausschau zu halten.
Nun ja, die Frage nach ähnlichem Lesematerial konnte ich hoffe ich bereits persönlich ein wenig beantworten, das hängt ja auch immer vom Geschmack des Fragestellers ab. Was die Inspiration angeht, möchte ich noch ein wenig ausholen.
Zu allererst: Identisch mit dem eigenen Werk wird eine Inspirationsquelle nicht sein, sonst würde man ja Fanfiction schreiben. Im Gegenteil, meistens beschränkt man sich beim Inspirierenlassen nicht nur auf Gelesenes, und auch nicht auf ein einziges Genre. Ich habe geantwortet, dass man schreiben sollte, was man liest, und so ist es auch. Es funktioniert einfach am besten, wenn man selbst beim Schreiben Freude hat und die Regeln des gewählten Genres kennt. Aber man liest ja meist mehr, als man schreibt, und so sammelt man unbewusst (und manchmal auch durchaus bewusst) Einflüsse und handwerkliche Kniffe.
Natürlich lese ich gerne Fantasygeschichten, besonders solche mit eigenen Welten und vielschichtigen Charakteren. Abseits der ohnehin bekannten Großmeister wären da beispielsweise Brandon Sandersons Nebelgeborene (Mistborn), Anne Bishops Schwarze Juwelen (Black Jewels) oder Andrzej Sapkowskis Hexer-Zyklus, der mit seinen sozialkritischen und humorvollen Art einer der Einflüsse war, derer ich mich sehr bewusst bedient habe. Außerhalb der Fantastik finde ich Stephen Kings Vermögen, jedem noch so nebensächlichen Charakter eine komplette Geschichte und Persönlichkeit zu verpassen, absolut beeindruckend. Ebenso wie Petra Hammesfahrs Technik, die den Leser bis zum Schluss im Unklaren lässt, jedenfalls so ahnungslose Naivlinge wie mich.
Mein Tipp hierfür also: Lasst euch nicht von irgendwelchen Genregrenzen abhalten, weder beim Lesen noch beim Schreiben. Traut euch, Neues zu entdecken, Unerwartetes miteinander zu kombinieren und etwas Eigenständiges zu erschaffen.
Und das Wichtigste: Habt Spaß dabei!