Es war einmal …

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit … Kein Märchen, da gab es noch kein Internet. Man hatte Brieffreundschaften statt Chatkontaktlisten, nahm Songs aus dem Radio auf Kassetten auf, statt sie auf Youtube zu suchen – und wenn man etwas wissen wollte, marschierte man in die Bibliothek und hoffte, dass das benötigte Buch erstens vorhanden und zweitens nicht gerade ausgeliehen war.

Wahnsinn.

Und heute kann ich sagen: Ich war letzte Woche in London, habe dort ein Gebäude besichtigt, bin anschließend in der Zeit zurückgereist und auf Straßen gewandelt, die seit 70 Jahren nicht mehr bestehen, habe Leute kennengelernt, die seit 130 Jahren nicht mehr leben, und habe um den Preis einer Dienstleistung gefeilscht, die mir niemals angeboten wurde – in einer Währung, die nicht mehr existiert.

Und das alles, ohne einen Cent auszugeben, ohne vor die Tür zu müssen. Sogar, ohne mich durch staubige Archive zu wühlen (obwohl ich dagegen nicht so viel hätte, Bücher sind immer sehenswert).

Das ist der richtige Wahnsinn.

Noch für Fremdes Selbst habe ich mich – nachdem man als unbekannter Schreiberling leider meistens abgewiesen wird, wenn man die Quellen aus erster Hand anzapfen will – durch kiloschwere medizinische Fachwälzer gequält, nur die Hälfte verstanden und sicher einen Großteil davon falsch. Das ist eigentlich noch gar nicht so lange her, aber der Gedanke, mein Anliegen in Google einzutippen, ist mir damals nicht einmal gekommen.

Jetzt dagegen – “London maps 1940” eingegeben und schon hat man, was man sucht. Hui.
(Und wer jetzt noch nicht ahnt, worauf meine Geschichte abzielt, sollte mal seinen Geschichtsunterricht bisschen auffrischen)